Datenstrategie

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Kapitel

Die Säulen der Europäischen Datenstrategie


Mit der Europäischen Datenstrategie[1] verfolgt die EU das Ziel, einen Binnenmarkt für Daten zu schaffen, um eine EU-weite und branchenübergreifende Datenweitergabe zum Nutzen von Unternehmen, Forschenden und öffentlichen Verwaltungen zu ermöglichen. Dadurch soll die EU eine führende Rolle in der Datenwirtschaft übernehmen. Gleichzeitig sollen die hohen europäischen Datenschutz-, Sicherheits- und Ethik-Standards gewahrt bleiben. In Umsetzung dieser Version sollen Datenräume, etwa der Europäische Gesundheitsdatenraum, geschaffen werden. Ein bekanntes Beispiel ist das Projekt Gaia-X.

Österreich hat auf den Grundsätzen der Europäischen Datenstrategie aufbauend im Oktober 2024 eine österreichische Datenstrategie[2] veröffentlicht.[3] Sie verfolgt drei zentrale Ziele für Verwaltung und Datenwirtschaft, um eine proaktive Datennutzung und eine ausgeprägte Datenkultur zu stärken. Die Strategie soll eine strukturierte und verantwortungsvolle Datennutzung zur Unterstützung evidenzbasierter Entscheidungen in der öffentlichen Verwaltung fördern und zur Entwicklung neuer Dienstleistungen und Produkte beitragen. Ein erweiterter Datenzugang soll staatliche Prozesse effizienter und transparenter gestalten.

Das Daten-Governance-Gesetz bietet gemeinsam mit dem Data Act den sektorübergreifenden Rahmen, die zentralen Säulen dieser Datennutzung im Binnenmarkt. Konkret soll der DGA den vertrauenswürdigen und sicheren Datenaustausch erleichtern.[4] Datenvermittlungsdiensten soll in der Datenwirtschaft eine Schlüsselrolle zukommen, insbesondere zur Erleichterung des Datenaustauschs. (EG 27 DGA)

Der Data Act etabliert Regeln für die gemeinsame Nutzung von Daten vernetzter Produkte und damit verbundener Dienste, wie etwa im Internet der Dinge (IoT) und bei Industriemaschinen.

Das Projekt Gaia-X

Gaia-X ist eine (auf Deutschland und Frankreich zurückzuführende) europäische Initiative zur Schaffung einer digitalen Infrastruktur, die den branchenübergreifenden Datenaustausch fördert. Im Fokus steht die Nutzung von Datenräumen, die eine sichere und strukturierte Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Behörden und Forschungseinrichtungen ermöglichen. Bei Gaia-X handelt es sich nicht um eine Cloud, sondern um die Entwicklung einer standardisierten technologischen Infrastruktur mit gemeinsamen Regeln und Software, die den eigenverantwortlichen Betrieb von Cloud-, Edge- und verbundenen Diensten ermöglicht.[5]

Durch die Entwicklung gemeinsamer Datenökosysteme fördert Gaia-X die Interoperabilität zwischen Datensystemen, während strenge Standards für Datenschutz und Sicherheit eine vertrauenswürdige Grundlage schaffen. Damit trägt Gaia-X wesentlich zur Stärkung der Datensouveränität und zur Umsetzung der EU-Datenstrategie bei.[6]

Das Projekt wird dezentral, in sog "Hubs" organisiert, als gemeinsamer Koordniator fungiert die Gaia-X European Association for Data and Cloud AISBL (Gaia-X AISBL)[7]. Der Gaia-X Hub Österreich koordiniert die Teilnahme österreichischer Unternehmen und Institutionen und unterstützt deren Zusammenarbeit mit europäischen Partnern.[8]

Gaia-X folgt den nachstehenden Kernprinzipien:[9]

  • Offen: Gaia-X nutzt offene Spezifikationen und quelloffenen Code, um Standards und Dienste zugänglich und überprüfbar zu machen.
  • Transparent: Es bietet nachvollziehbare Informationen über die Eigenschaften und Konformität von Diensten.
  • Souverän: Es ermöglicht digitale Selbstbestimmung durch klare Rahmenbedingungen für Datenkontrolle und technische Unabhängigkeit.
  • Fair: Es schafft gleiche Wettbewerbsbedingungen durch Standards für Interoperabilität und Datennutzung.
  • Unabhängig: Gaia-X ist eine unabhängige Organisation, die die Interessen aller Mitglieder gleichermaßen vertritt.
  • Inklusiv: Es steht Akteur*innen weltweit offen, wobei europäische Prinzipien und Regeln eingehalten werden.
  • Frei: Die Open-Source-Werkzeuge werden unentgeltlich zur Verfügung gestellt.
  • Föderiert: Es fördert föderierte Strukturen für sicheren und kontrollierten Datenaustausch.
  • Innovativ: Zukunftsweisende Technologien werden eingesetzt.
  • Evolutionär: Es setzt auf kontinuierliche Verbesserung durch iterative Prozesse und offene Zusammenarbeit.

Datenräume

Der DA spielt eine zentrale Rolle für die Gestaltung von Datenräumen, da er klare Regeln für den Zugang, die Nutzung und die Weitergabe von Daten definiert und somit die Grundlage für eine vertrauensvolle und rechtssichere Dateninfrastruktur schafft.

Definition für Datenraum:

"Ein verteiltes System, das durch einen Governance-Rahmen definiert ist und sichere sowie vertrauenswürdige Datentransaktionen zwischen Teilnehmenden ermöglicht, während Vertrauen und Datensouveränität unterstützt werden. Ein Datenraum wird durch eine oder mehrere Infrastrukturen umgesetzt und ermöglicht einen oder mehrere Anwendungsfälle."[10]

Datenräume werden von unterschiedlichen Akteur*innen genutzt. Beispiele für potenzielle Nutzer*innengruppen sind:[11]

  • Politische Entscheidungsträger*innen: Sie benötigen Zugang zu Daten, um fundierte Entscheidungen in gesellschaftlichen Angelegenheiten treffen zu können.
  • Private Unternehmen: Sie nutzen Daten, um interne Prozesse zu verbessern, Innovation voranzutreiben und branchenspezifische Herausforderungen zu bewältigen.
  • Forschungseinrichtungen: Sie greifen auf Daten zu, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen oder um KI-Modelle zu trainieren.

Beispiele: EHDS; Öffentlicher Beschaffungsdatenraum (PPDS)[12]

Training von KI-Modellen

Datenräume bieten beispielsweise wesentliche Vorteile bei der Entwicklung und Implementierung von KI-Modellen und KI-Systemen:[13]

  • Zugang zu hochwertigen und vielfältigen Datensätzen: Datenräume bieten sichere und effiziente Rahmenbedingungen für den Datenaustausch und ermöglichen den Zugriff auf diverse, domänenspezifische Datensätze, einschließlich Industriedaten, die für die Entwicklung generativer KI entscheidend sind.
  • Förderung von Innovation und Kollaboration: Datenräume bieten eine Ökosystemperspektive, die Innovation, Zusammenarbeit und Partnerschaften zwischen den beteiligten Akteur*innen fördert und dadurch neue Geschäftsmöglichkeiten schafft.
  • Einhaltung gesetzlicher Vorgaben: Sie unterstützen die Einhaltung relevanter EU-Gesetze wie der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und des KI-Gesetzes (AI Act), wodurch Transparenz, Rechenschaftspflicht und rechtliche Konformität sichergestellt werden.
  • Förderung von Interoperabilität und Synergien: Durch die Nutzung standardisierter Ansätze ermöglichen Datenräume die Interoperabilität zwischen verschiedenen Domänen und fördern Synergien über Branchen hinweg.
  • Unterstützung von Governance- und Sicherheitsanforderungen: Sie schaffen Rahmenbedingungen, die Daten-Governance, den Schutz geistigen Eigentums und die Cybersicherheit berücksichtigen und umsetzen.

Einzelnachweise

  1. Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen vom 19.2.2020, Eine europäische Datenstrategie, COM(2020) 66 final.
  2. Bundeskanzleramt, Österreichische Datenstrategie https://www.data.gv.at/wp-content/uploads/2024/10/Datenstrategie_barrierefrei_final-02102024.pdf(Stand Juni 2024).
  3. Bundeskanzleramt Österreich, Digital Austria https://www.digitalaustria.gv.at/Strategien/Datenstrategie.html (abgefragt am 28.10.2024).
  4. Europäische Kommission, Daten-Governance-Gesetz erläutert, https://digital-strategy.ec.europa.eu/de/policies/data-governance-act-explained.
  5. About Gaia-X, https://gaia-x.eu/about/; Person/Schütrumpf, Datensouveränität durch Dateninfrastrukturen: Das Leuchtturmprojekt Gaia-X in Augsberg/Gehring (Hrsg), Datensouveränität: Positionen zur Debatte (2022) 177 (181) mwN.
  6. Person/Schütrumpf, Datensouveränität durch Dateninfrastrukturen: Das Leuchtturmprojekt Gaia-X in Augsberg/Gehring (Hrsg), Datensouveränität: Positionen zur Debatte (2022) 177 (180).
  7. https://gaia-x.eu/who-we-are/association/.
  8. AIT, Gaia-X Hub Austria, https://www.ait.ac.at/themen/cooperative-digital-technologies/gaia-x-hub-austria.
  9. Bonfiglio, Vision and Strategy (17.12.2021) https://gaia-x.eu/wp-content/uploads/2021/12/Vision-Strategy.pdf.
  10. Data Spaces Support Centre (DSSC), Glossary2.0, (27.9.2023), 8, https://dssc.eu/space/Glossary/176553985/DSSC+Glossary+%7C+Version+2.0+%7C+September+2023.
  11. Vgl Data Spaces Support Centre (DSSC), 1st collaborative discussion paper: Why data spaces? A business and user's perspective, (Oktober 2023), 12, https://dssc.eu/download/attachments/28049509/1st%20collaborative%20discussion%20paper%20Why%20data%20spaces%20A%20business%20and%20user%27s%20perspective.pdf.
  12. Europäische Kommission, The Public Procurement Data Space (PPDS), https://single-market-economy.ec.europa.eu/single-market/public-procurement/digital-procurement/public-procurement-data-space-ppds_en.
  13. Data Spaces Support Centre (DSSC), Generative AI And Data Spaces White Paper, 51, https://dssc.eu/space/News/blog/380600324/The+new+%E2%80%9CGenerative+AI+and+Data+Spaces%22+white+paper+of+the+Strategic+Stakeholder+Forum+is+now+available (Oktober 2024).