Künstliche Intelligenz

Aus RI Wiki
Zur Navigation springenZur Suche springen

Rechtsakte

Hintergrund

Künstliche Intelligenz (KI) ist, auch wenn der Begriff KI bereits in die 1950iger zurückreicht (vgl Dartmouth workshop), in den letzten Jahren mit verstärkt in den Blick der Regulierung geraten. Die Gründe dafür können ua in der zunehmenden Verbreitung von Machine-Learning-Systemen und einigen medial berichteten Fällen zu Fehlfunktionen von KI-Systemen, sowie der Befürchtung einer Frakturierung des Binnenmarktes durch zahlreiche nationale Gesetze, gesehen werden. Daher kündigte die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen als einen der Kernpunkte ihrer ersten Amtszeit an, innerhalb von 100 Tagen einen Plan für die Regulierung von KI vorlegen zu wollen.[1] Dieser Zielsetzung folgend wurde im April 2021, basierend auf ethischen Vorarbeiten der Hochrangige Expertengruppe für künstliche Intelligenz[2] und einem Weißbuch zu KI,[3] ein erster Vorschlag der Europäischen Kommission für einen AI Act, im Deutschen in der endgültigen Fassung einer Verordnung über KI (KI-VO), veröffentlicht.[4] Dieses "Gesetzgebungsverfahren" konnte Mitte 2024 zu Ende geführt werden, wobei der AI Act im Juni im Amtsblatt veröffentlicht wurde. Dabei ist der AI Act jedoch nur ein, wenn auch das wohl prominenteste, Element der europäischen Regulierung von KI.

Er wird ergänzt durch Vorschläge zu zwei Richtlinien zur Haftung, die somit in nationales Recht umgesetzt werden müssen. Einerseits adressiert die Novellierung der außervertraglichen Haftung durch die "AI Liability Directive" (AILD) besondere Aspekte und Problemstellungen in Bezug auf KI (Beweislast, Kausalität, BlackBox-Effekt). Die AILD ist dabei eng mit dem AI Act verzahnt. Auf der anderen Seite klärt die Novellierung der Produkthaftung (Product Liability Directive [PLD]), die sich nicht nur auf KI bezieht, dass auch (unverkörperte) Software unter den Produktbegriff fallen kann. Weiters werden auch Besonderheiten der Produkthaftung in Bezug auf KI (zB mögliche Weiterentwicklung) angesprochen.

Verhältnis AI Act, AILD, PLD

Die europäische Regulierung von KI muss somit immer im Gesamtkontext dieser drei Rechtsakte gesehen werden, wobei auch Synergien und Friktionen mit anderen Rechtsakten existieren. Eine Betrachtung im Vakuum ist jeweils nicht möglich und zielführend. Dies ist der Grund für die Bildung des Cluster "Künstliche Intelligenz" im ATLAWS-Projekt. So adressiert die Datenstrategie die Verfügbarkeit von hochqualitativen Trainingsdaten; dabei bestehen auch Friktionen mit der Datenschutzgrundverordnung. KI-Systeme und Modelle müssen auch Anforderungen an die Cybersicherheit, bspw NIS2 und DORA genügen. Auch in Bezug auf Digitale Märkte ist eine Überschneidung möglich, bspw wenn Algorithmen zur Moderation von Inhalten auf Plattformen, die unter den Digital Services Act fallen, verwendet werden.

Zusätzlich existieren auf Ebene von "soft law" zahlreiche (unverbindliche) Leitlinien und Strategien zu KI, bspw der Leitfaden Digitale Verwaltung des BMKÖS,[5] und die KI-Strategie der Stadt Wien[6] oder des EuGH.[7]

Weiterführende Literatur

  • Barfield (Hrsg), The Cambridge Handbook of the Law of Algorithms (2020)
  • Chibanguza/Kuß/Steege (Hrsg), Künstliche Intelligenz. Recht und Praxis automatisierter und autonomer Systeme | Generative² KI (2025, iE)
  • Custers/Fosch-Villaronga (Hrsg), Law and Artificial Intelligence. Regulating AI and Applying AI in Legal Practice (2022)
  • DiMatteo/Poncibò/Cannarsa (Hrsg), The Cambridge Handbook of Artificial Intelligence. Global Perspectives on Law and Ethics (2022)
  • Ebers/Heinze/Steinrötter (Hrsg), Künstliche Intelligenz und Robotik. Rechtshandbuch2 (2025)
  • Ebers/Quarch (Hrsg), Rechtshandbuch ChatGPT. KI-basierte Sprachmodelle in der Praxis (2024, iE)
  • Hacker/Mittelstadt/Hammer/Engel (Hrsg), Oxford Handbook on the Foundations and Regulation of Generative AI (2025, iE)
  • Kaulartz/Merkle (Hrsg), Rechtshandbuch Künstliche Intelligenz2 (2025)
  • Mayrhofer/Nessler/Bieber/Fister/Homar/Tumpel (Hrsg), ChatGPT, Gemini & Co. Große Sprachmodelle und Recht (2024)
  • Pehlivan/Forgó/Valcke (Hrsg), AI Governance and Liability in Europe: A Primer (2025, iE)
  • Wischmeyer/Rademacher (Hrsg), Regulating Artificial Intelligence (2019)
  • Zou/Poncibò/Ebers/Calo (Hrsg), The Cambridge Handbook of Generative AI and the Law (2025, iE)

Einzelnachweise

  1. Europäische Kommission, 100 Tage von der Leyen-Kommission: Eine Union, die mehr erreichen will, https://germany.representation.ec.europa.eu/news/100-tage-von-der-leyen-kommission-eine-union-die-mehr-erreichen-will-2020-03-06_de (Stand 6. 3. 2020).
  2. Europäische Kommission, Hochrangige Expertengruppe für künstliche Intelligenz, https://digital-strategy.ec.europa.eu/de/policies/expert-group-ai (abgerufen 22. 1. 2025).
  3. Weißbuch Zur Künstlichen Intelligenz – ein europäisches Konzept für Exzellenz und Vertrauen, COM(2020) 65 final, https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/ALL/?uri=celex:52020DC0065.
  4. Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Festlegung harmonisierter Vorschriften für künstliche Intelligenz (Gesetz über künstliche Intelligenz) und zur Änderung bestimmter Rechtsakte der Union, https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=celex%3A52021PC0206.
  5. Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, Leitfaden Digitale Verwaltung. KI, Ethik und Recht. Praxisleitfaden für die Verwaltung² (2024), https://oeffentlicherdienst.gv.at/verwaltungsinnovation/public-management-und-governance/digitale-verwaltung/praxisleitfaden-digitale-verwaltung-und-ethik/.
  6. Digitales Wien, Wien veröffentlicht neue KI-Strategie, https://digitales.wien.gv.at/wien-veroeffentlicht-neue-ki-strategie/ (Stand 12. 11. 2024).
  7. Court of Justice of the European Union, Artificial Intelligence Strategy (2023), https://curia.europa.eu/jcms/upload/docs/application/pdf/2023-11/cjeu_ai_strategy.pdf.